„Fortschritt“ und „Entwicklung“ sind heute umstrittene Begriffe. Aber niemand im Dorf Sabtenga würde wieder so leben wollen wie 1985. Einst und jetzt, ein Vergleich von NI-Redakteur Chris Brazier.
Latrinen, endlich
Traditionell gab es im Dorf nur eine Toilette, und dabei handelte es sich um einen Platz irgendwo auf den Feldern. Bei der Errichtung der Schule und des Gesundheitszentrums wurde zwar auch je eine Latrine angelegt, doch die meisten DorfbewohnerInnen verrichteten die Notdurft weiter unter offenem Himmel, mit den entsprechenden Auswirkungen auf Hygiene und Gesundheit. Während sich die Trinkwasserversorgung wesentlich verbessert hatte, gab es 2005 noch immer keine zusätzlichen Latrinen, eine Parallele zum geringen weltweiten Fortschritt bei der Versorgung mit angemessenen sanitären Einrichtungen, eines der Millenniums-Entwicklungsziele.
Allerdings war Sabtenga damals als eines der nächsten Ziele des Latrinenbauprogramms von Dakupa vorgesehen, einer Vereinigung lokaler NGOs. 2016 gab es diese Latrinen schon seit Langem, und viele davon funktionieren auch noch. Andere jedoch sind verfallen (siehe Foto).
Auch das entspricht einer weltweiten Erfahrung: Bei Projekten zur Verbesserung der sanitären Verhältnisse in ländlichen Gebieten besteht das Problem oft darin, die regelmäßige Leerung und Instandhaltung von Latrinen sicherzustellen. Manche Familien haben nun Latrinen eines anderen Typs gebaut, bei dem die Exkremente mit Asche vermischt werden. Das Gemisch kann dann nach einiger Zeit als Dünger auf den Feldern verwendet werden. Jedenfalls scheint sich im Dorf doch die Ansicht durchzusetzen, dass Latrinen der einzige sichere Ort sind, um den Darm zu entleeren. Urin wird oft getrennt gesammelt, um Pflanzen mit den enthaltenen Nährstoffen zu versorgen.
Von der Hirse zum Mais
Die meisten Menschen im Dorf leben vom Getreideanbau für den Eigenbedarf. Traditionell handelte es sich dabei in erster Linie um Hirse oder rote Mohrenhirse, dürreresistente Sorten, die zu Mehl gestampft und dann in das Grundnahrungsmittel verwandelt wurden, einen faden Brei namens tô. Etwa vor sieben Jahren kamen Landwirtschaftsfachleute ins Dorf, um für chemische Düngemittel zu werben. Einige im Dorf waren anfangs nicht zu überzeugen und nutzten weiterhin natürlichen Dünger aus der Tierhaltung. Als sie jedoch sahen, dass andere mit chemischen Düngern bessere Erträge hatten, stiegen sie bald ebenfalls um, und chemische Düngung ist heute weit üblicher.
Etwa zur gleichen Zeit wechselten die meisten Familien auch von Hirse auf Mais, der sich mit weit weniger Arbeitsaufwand kultivieren lässt, wie es heißt. Das Foto zeigt Mariamas Mann Issa in seinen Maisfeldern (zusammen mit seinem Neffen, der auch Issa heißt). Der Mais wird nach wie vor zu Mehl gemahlen, um daraus tô zu machen, nur ziehen es heute fast alle vor, das gegen Geld in der Dorfmühle erledigen zu lassen anstatt das Getreide auf traditionelle Art zu stampfen (Foto oben links).
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